Biologisch männliche und biologisch weibliche Körper unterscheiden sich – ihre Gesundheit auch – ihre Medikation nicht.
In der Erforschung, Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten gilt seit Jahrzehnten der biologisch männliche Körper als Maßstab.
Dieses Gender Health Gap beschreibt ein Ungleichgewicht in der medizinischen Behandlung von Cis [1] -Frauen und Cis-Männern. Ob Forschung, Arzneimittel – oder ganz „alltägliche“ Symptomerkennung (z. B. Herzinfarkt, Tumore): In den letzten Jahrzehnten wurden häufig nur die Erfahrungen cis-männlicher Patienten berücksichtigt. Die Konsequenz daraus? Behandlungsmethoden und Medikamente wurden und werden nach wie vor auf Basis der Bedürfnisse cis-männlicher Patienten abgestimmt.
[1] Der Begriff cis bezeichnet Personen, deren Geschlechtsidentität mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt (also eine cis-Frau ist eine Frau, die bei der Geburt als weiblich zugeordnet wurde, und ein cis-Mann ist ein Mann, der bei der Geburt als männlich zugeordnet wurde).
Es ist nach wie vor so, dass i. d. R. biologisch weibliche Körper in den Studien stark unterrepräsentiert sind, was zu den besprochenen Problematiken (nicht optimale Dosierung etc.) führen kann.
Letztlich kann das Problem grundlegend aktuell nur durch Änderungen im Studiendesign angegangen werden.
Immerhin gibt es seitdem 01.01.2025 eine Datenplattform der EU, auf der die Nutzenbewertungen EU-weit vereinheitlicht werden sollen (https://www.vfa.de/de/gesundheit-versorgung/euro-hta).
Eine Nutzbarmachung gesammelter Daten schon zum Zeitpunkt der Behandlung bzw. Medikation sollte ermöglicht bzw. noch weiter optimiert werden, insbesondere verbunden mit einem minimalen
Rechercheaufwand für die Personen, die verschreiben oder verordnen.
Wie können effizient realworld-Daten gewonnen und genutzt werden, um die Schwächen in den Studiendesigns, insbesondere bezogen auf das biologische Geschlecht, auszugleichen? Wie können dem medizinischen Personal die gewonnenen und aufbereiteten Informationen insofern zugänglich gemacht werden, dass sie bereits (unumgänglich) Teil des Behandlungsprozesses sind?
Anmerkung: Die Fragestellung bezieht sich auf biologische Unterschiede im Körperbau, die in bisherigen Studien oft ungleich berücksichtigt wurden. Dabei sollen andere geschlechtliche Identitäten oder Lebensrealitäten nicht in Frage gestellt oder ignoriert werden. Es existiert auch in diesen Bereichen eine erhebliche Datenlücke, die in der zukünftigen Forschung dringend geschlossen werden muss.