Zahngesundheit ist ein bedeutender Bestandteil der körperlichen Gesundheit. Die Prävalenz von Karies liegt durchschnittlich bei ca. 30% und jeder Zweite ab 35 Jahren leidet an einer parodontalen Erkrankung (7). Im Jahr 2019 stellte eine Veröffentlichung im renommierten Journal The Lancet der heutigen zahnmedizinischen Versorgung aus einer globalen Perspektive ein schlechtes Zeugnis aus. Die Autoren forderten darin unter anderem die radikale Abkehr von einem zunehmend auf Intervention, Hightech und Ästhetik fokussierten Ansatz. Die Zahnmedizin müsse sich breiter präventionsorientiert aufstellen, public-healthbasierter werden und multisektoral zusammenarbeiten, um den globalen Herausforderungen oraler Erkrankungen erfolgreich entgegentreten zu können (6). Durch Gesundheitsverhalten (Prävention, bspw. Früherkennungsuntersuchungen) kann der Zahnstatus und damit die allgemeine Gesundheit maßgeblich in jedem Alter positiv beeinflusst werden (5). Nach eigenen Auswertungen des AOK PLUS Versichertenbestandes nehmen rund 30% die gesetzliche Zahnvorsorge nicht in Anspruch. Im Kindesalter liegt die Nichtinanspruchnahme bei circa 20%. Diese Zahlen verdeutlichen sich auch in weiteren Veröffentlichungen (5,7). Dieser Paradigmenwechsel von therapie- hin zur präventionsorientierten Zahnmedizin muss unterstützt werden, um Erkrankungen zu vermeiden, eine nachhaltige Gesunderhaltung sicherzustellen und damit auch aus ökonomischer Perspektive Versorgungskosten langfristig zu senken.
Die aktuelle Herausforderung besteht darin, den Fokus der Zahnmedizin vermehrt auf die Prävention und Vorsorge zu steuern und diesbezüglich alle Menschen zu motivieren, eine Zahnvorsorge (1 – 4) wahrzunehmen. Insbesondere Familien zu unterstützen, mit ihren Kindern zum Zahnarzt zu gehen und die Prophylaxe wahrzunehmen. Ziel soll es sein, auf Basis von Studienmaterial und Zahlen nochmals den Stellenwert des Problems darzustellen, sowohl aus medizinischer als auch ökonomischer Perspektive. Menschen, die keine Zahnvorsorge in Anspruch nehmen, sollen identifiziert werden und die Gründe für die Nichtinanspruchnahme der prophylaktischen Maßnahmen sollen erörtert werden. Zu guter Letzt sollen Lösungen erarbeitet werden, wie alle Menschen für die Zahnvorsorge erreicht und motiviert werden können.
Wie erreichen und motivieren wir alle Menschen für die Inanspruchnahme präventiver Zahnmedizin?
Unterfragestellung 1: Welche gesundheitlichen und ökonomischen Differenzen existieren zwischen Menschen mit und ohne Inanspruchnahme präventiver Zahnmedizin?
Unterfragestellung 2: Was sind Gründe, Grenzen und Barrieren für die Nichtinanspruchnahme und wie kann man Barrieren lösen? Existieren bestimmte Personengruppen, die besonders
stark betroffen sind? (Segmentierung)
Unterfragestellung 3: Wie können Versicherte generell automatisiert auf präventive Maßnahmen der Zahnmedizin hingewiesen werden, welche Botschaften sollten vermittelt werden und
auf welchen Kanälen können diese kommuniziert werden, insbesondere wenn eine Nichtinanspruchnahme oder ein erhöhtes Risiko vorliegen?
Unterfragestellung 4: Welche Literatur- und Datenquellen (medizinische Daten, Lifestyle-Daten, soziale Determinanten etc.) sind relevant und frei zugänglich zur Beantwortung?
Für die Bearbeitung dieser Fragestellung werden Personen aus den Bereichen Gesundheitsanalytik und -informatik, Zahnmedizin, IT-Entwicklung und datenschutzrechtlicher Expertise benötigt.