B) geld löst alle probleme. wirklich?

Hintergrund

Im Frühjahr 2024 sind sich Politik und Ärzteschaft einig. Versicherte, die sich systemkonform verhalten und Arzttermine nur auf Überweisung oder anderweitig gesteuert in Anspruch nehmen sollen von der GKV einen finanziellen Bonus in Höhe von bis zu 100 Euro erhalten. Das Ziel ist klar und durchaus nachvollziehbar, unnötige und teure Doppeluntersuchungen sollen vermieden werden und damit Kosten reduziert werden. Das klingt alles sehr freundlich, also wo ist das Problem? Die Verantwortung für die Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen wird auf die Versicherten übertragen. In der Regel hat die Ärzteschaft die Informationshoheit im Krankheitsfall, der Versicherte muss sich auf die Einschätzung der Behandler verlassen können. Man kennt das als asymmetrische Information. Daneben existiert das sog. „moral hazard-Verhalten“, im Fall der Fälle denkt der Versicherte an sich und tendiert zur maximalen Inanspruchnahme von Leistungen.

Herausforderung

Die bestmögliche Behandlung, kurze Wege und keine Wartezeit – das ist der Anspruch. Dieser Anspruch ist nicht umsetzbar, wenn Versorgung ungesteuert stattfindet und Ressourcen blockiert. Änderungen können einerseits vom Gesetzgeber initiiert werden. Andererseits besteht auf der individuellen Ebene die Möglichkeit, das Verhalten zu ändern. Selektivverträge können einen Rahmen bieten, in dem sich Versicherte und Leistungserbringer erfolgsorientiert verhalten können. Zu diskutieren ist, wie man alle Beteiligten am Erfolg – wenn er denn eintritt – teilhaben lässt. Ist Geld dafür die Lösung? Woher weiß der Versicherte, wann zu viel zu viel oder falsch falsch ist? Welche intelligenten Lösungen zur Erreichung von erwünschtem Verhalten bei Leistungserbringern und Versicherten gibt es? Kann man die Verantwortung Einzelnen übertragen oder ist das Teamaufgabe? Kann geteilte Verantwortung zu besseren Ergebnissen führen und wie werden diese im Falle des Erfolgs bonifiziert?

Fragestellung

Wie kann das Verhalten von Versicherten und Leistungserbringern auf der Individualebene so beeinflusst werden, damit die Solidargemeinschaft als solche weiterhin funktioniert und sich nicht in einen formalen Zusammenschluss einzelner, an sich selbst denkender Individuen, transformiert. Mit welchen Anreizen kann es gelingen, erwünschtes Verhalten bei Versicherten und Leistungserbringern zu stimulieren und zu erreichen? Wie können Versicherte und Leistungserbringer den gemeinsamen Erfolg einer strukturierten und ergebnisorientierten Versorgung erreichen und daran teilhaben? Gesucht wird eine Idee, wie der Erfolg aller Beteiligten fair abgebildet und belohnt werden kann.